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IHK-Umfrage Wirtschaft stagniert: Firmen in Sachsen-Anhalt klagen über steigende Arbeitskosten

Die konjunkturelle Stagnation hält in Sachsen-Anhalt seit zwei Jahren an. IHK-Hauptgeschäftsführer Brockmeier sieht wenig Anzeichen für Impulse.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 30.04.2024, 16:15
Das Chemieunternehmen Puraglobe aus Zeitz hat zuletzt in neue Anlagen zur Altöl-Aufbereitung investiert.
Das Chemieunternehmen Puraglobe aus Zeitz hat zuletzt in neue Anlagen zur Altöl-Aufbereitung investiert. Foto: René Weimer

Halle/MZ. - Auch im Frühjahr 2024 bleibt laut der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau eine Belebung der Wirtschaft im südlichen Sachsen-Anhalt aus. „Die derzeitige Wachstumsschwäche droht sich zu verfestigen“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Brockmeier am Dienstag in Halle. Impulse für mehr Wachstum sind aus seiner Sicht „nicht erkennbar“.

Die Kammer befragt vierteljährlich die Unternehmen der Region nach ihrer Lage und den Erwartungen. Daraus wird ein Geschäftsklimaindex gebildet. Dieser lag im ersten Quartal 2024 mit 1,9 Punkten nahe der Nulllinie. Gegenüber den beiden Vorquartalen gab es kaum eine Änderung. Das heißt, die Zahl der Unternehmen mit positiven Entwicklungen ist etwa ähnlich hoch wie die mit negativen Entwicklungen.

Steigende Arbeitskosten belasten viele Firmen

„Die bisherigen Probleme bleiben ungelöst“, kommentierte IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel die Zahlen. „Die Kosten steigen weiter an und schmälern die Gewinne. Neben den anhaltend hohen Energiepreisen sorgen vor allem die steigenden Arbeitskosten für Druck bei den Unternehmen.“ In der Umfrage sehen etwa die Hälfte der Firmen steigende Arbeitskosten als Risiko an. Der Wert ist ähnlich hoch wie beim Fachkräftemangel.

Der Einbrüche des IHK-Konjunkturindex 2020 und 2022 gingen auf die Corona-Pandemie und die Energiepreiskrise zurück.
Der Einbrüche des IHK-Konjunkturindex 2020 und 2022 gingen auf die Corona-Pandemie und die Energiepreiskrise zurück.
Grafik: IHK

Besorgt äußerte sich Brockmeier über die Investitionsabsichten der Unternehmen. Diese hätten sich in den vergangenen Quartalen deutlich eingetrübt und aktuell nur leicht erholt. Mit minus 0,2 Prozentpunkten liege der Wert im neutralen Bereich. „Damit die Wirtschaft wieder wächst, sind zuvor aber Investitionen notwendig“, erklärte Brockmeier. Die sehe man aber nicht. Von den Unternehmen, die investieren, wollen laut Umfrage 69 Prozent Ersatzinvestitionen vornehmen. Nur 19 Prozent wollen ihre Kapazitäten erweitern. Die Wachstumsschwäche hält laut Brockmeier nun bereits zwei Jahre an. Das sei ungewöhnlich lang.

Ist in der Bauwirtschaft die Talsohle erreicht?

Es gibt jedoch Lichtblicke: Bei vielen Industriefirmen haben sich die Geschäftserwartungen verbessert, auch wenn der Index immer noch im negativen Bereich liegt. Das gilt auch für die Bauwirtschaft. „Im Baugewerbe haben wir die Talsohle vielleicht erreicht“, sagte Bieräugel.

Damit es wirtschaftlich wieder bergauf geht, müssten sich laut Brockmeier die Rahmenbedingungen verbessern. „In den vergangenen Monaten sind die Kosten für fast alle Unternehmen immer nur gestiegen“, so der Verbandsvertreter. Bei den Energiepreisen gebe es nun erste Entspannungen. Auch durch Bürokratieabbau könnten Kosten gesenkt werden.

Brockmeier mahnte zudem Reformen bei Bürgergeld an. „Es gibt in Deutschland 1,5 Millionen arbeitsfähige Bürgergeld-Empfänger, gleichzeitig finden viele Firmen keine Mitarbeiter auch für einfache Tätigkeiten“, sagte Brockmeier. Ein Arbeitnehmer mit Mindestlohn müsse alle staatlichen Hilfen beantragen, um mehr Einkommen zu erzielen wie ein Empfänger von Bürgergeld.