1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Tag der Feuerwehren: Sie gehen für andere durchs Feuer: Was Feuerwehrleute in Aschersleben und im Seeland motiviert

Tag der Feuerwehren Sie gehen für andere durchs Feuer: Was Feuerwehrleute in Aschersleben und im Seeland motiviert

Heute ist der internationale Tag der Feuerwehren: Warum engagieren sich Frauen und Männer in Aschersleben und dem Seeland bei den freiwilligen Brandbekämpfern? Wir haben nachgefragt.

Von Katrin Wurm und Regine Lotzmann Aktualisiert: 04.05.2024, 14:53
Was motiviert Feuerwehrleute in Aschersleben und im Seeland, um immer wieder einen guten Job zu machen? Wir haben nachgefragt.
Was motiviert Feuerwehrleute in Aschersleben und im Seeland, um immer wieder einen guten Job zu machen? Wir haben nachgefragt. (Montage: Frank Gehrmann)

Aschersleben/Seeland/MZ - Aktions- und Gedenktage gibt es wie Sand am Meer. Doch auch wenn der ein oder andere Aktionstag etwas unsinnig erscheint, gibt es jene, die eine tiefere Bedeutung haben. Am heutigen 4. Mai ist so einer – nämlich der Tag der Feuerwehren. Dabei soll die Arbeit der Feuerwehrleute in den Fokus gerückt werden: Brände bekämpfen, die Rettung von Menschen und Tieren aus schwierigen oder lebensbedrohenden Lagen, aber auch das Miteinander, die Kinder- und Jugendarbeit und, und, und. „Die Liste ist lang“, weiß auch Ascherslebens Ortswehrleiter Andreas Heinze, der froh ist, so ein gutes Team an seiner Seite zu wissen.

Emilia und Erik haben früh angefangen

Zu der aktiven Truppe in Aschersleben gehören auch die jungen Feuerwehrleute Emilia Fricke und Erik Refert. „Schon als kleines Mädchen wusste ich, ich gehe mal zur Feuerwehr“, erinnert sich Emilia Fricke zurück. Gesagt, getan. Ihre Laufbahn beginnt vor rund zehn Jahren bei einer Jugendwehr in der Nähe von Sangerhausen. Dort lernt sie das Feuerwehr-Abc und merkt, dass ihr die Arbeit liegt.

Emilia Fricke
Emilia Fricke
(Montage: Frank Gehrmann)

„Für die Ausbildung bin ich vor einigen Jahren nach Aschersleben gezogen und habe mich gleich informiert, ob es denn hier auch eine freiwillige Feuerwehr gibt“, erzählt sie von der vorsichtigen Kontaktaufnahme per Telefon sowie den ersten Diensten im Gerätehaus an der Magdeburger Straße. „Schnell bin ich aktive Feuerwehrfrau in Aschersleben geworden, habe mich unter anderem zur Truppführerin ausbilden lassen“, erzählt die 23-Jährige, die bald ihre Erzieher-Ausbildung abschließt. In Aschersleben möchte sie auf jeden Fall bleiben. „Auch, weil ich gern hier bei der Feuerwehr bin. Es herrscht eine gute Kameradschaft.“

Über jene gute Kameradschaft freut sich auch der 22-jährige Erik Refert, der hauptberuflich als Notfallsanitäter in Quedlinburg arbeitet. „Mit elf Jahren bin ich zur Jugendfeuerwehr gekommen. Ich habe schon als Kind die roten Fahrzeuge bestaunt und heute sitze ich selbst drin und fahre mit zu den Einsätzen.“ Überhaupt seien die Momente von der Alarmierung bis zum Fertigmachen in der Feuerwache und schließlich der Abfahrt zum Einsatzort immer ein Adrenalinschub für den Körper, sagt er. „Das ist einfach der Wahnsinn. Und ich lerne von Einsatz zu Einsatz dazu, spreche viel mit den erfahrenen Kollegen“, sagt der Ascherslebener.

Erik Refert
Erik Refert
(Montage: Frank Gehrmann)

Übrigens: Zehn Ortsfeuerwehren – von Aschersleben über Drohndorf bis Wilsleben und Schackstedt – gibt es in der Stadt Aschersleben. 2023 absolvierten die ehrenamtlich engagierten Feuerwehrfrauen und -männer in der Kernstadt und den Ortsteilen 418 Einsätze, davon 218 Brandeinsätze, 183 Hilfeleistungen und 17 sonstige Einsätze. Das sind die Zahlen, die Stadtwehrleiter Steffen Trapp jüngst vorgestellt hat.

Sechs Ortswehren im Seeland

„Feuerwehr ist eine Herzenssache“, sagt auch Niko Przybille, der im benachbarten Seeland Stadtwehrleiter ist. „Dass sich da so viele Leute ehrenamtlich engagieren und im Ernstfall für die Bewohner da sind, im Notfall beieinanderstehen, ist etwas Besonderes, was die Feuerwehr eh ausmacht“, weiß Przybille. Doch im Seeland käme hinzu, dass hier die einzelnen Ortswehren auch fest zusammengewachsen seien und zusammenhalten. „Wir helfen uns untereinander, sind immer füreinander da, auch beim Austausch von Technik. Das ist nicht überall selbstverständlich.“

Jens Hohmann
Jens Hohmann
(Montage: Frank Gehrmann)

Im Seeland gibt es sechs Ortswehren, die in zwei Zügen zusammengefasst sind: dem Zug Süd mit Hoym, Frose und Nachterstedt und dem Zug Nord mit Friedrichsaue, Schadeleben und Gatersleben. Insgesamt, so listet Przybille auf, sind es 290 Feuerwehrleute in der gesamten Stadt. Die meisten davon in Hoym und Schadeleben. Und sogar im kleinsten Ortsteil Friedrichsaue sind es noch zwölf. Das bedeutet: Dort ist jeder 14. Einwohner bei der Feuerwehr.

Insgesamt rücken im Seeland im aktiven Einsatzdienst 137 Kameraden zu Unfällen, Bränden und Hilfeleistungen aus, davon 28 Frauen. Die meisten Frauen – nämlich acht – gibt es in Frose. Wer im Seeland noch zur Feuerwehr gehört? 33 Männer und Frauen in der Altersabteilung, 68 in der Jugendfeuerwehr, davon 21 Mädchen, und noch einmal 32 Knirpse, die in der Kinderfeuerwehr das Brandschutz-Einmaleins erlernen. Eine Besonderheit existiert in Hoym, wo 25 Musiker zur Schalmeienkapelle der Wehr gehören.

Mike Bieber
Mike Bieber
(Montage: Frank Gehrmann)

„Durch den Generationswechsel sieht man nicht mehr, dass mal jede Feuerwehr für sich alleine war. Wie sie zusammengewachsen sind, das ist mir eine Freude“, sagt Przybille. Deshalb arbeite er nun auch schon in der zweiten Amtszeit als Stadtwehrleiter.

Feuerwehrleute mit Leib und Seele

Ähnlich sieht es Jens Hohmann, der in Frose der stellvertretende Ortswehrleiter ist. Er ist inzwischen seit 39 Jahren bei der Truppe, zu der er als Zehnjähriger über die AG „Brandschutz“ kam. „Wir hier in Frose sind fast wunschlos glücklich“, berichtet der 49-Jährige von einem neuen Depot, einem neuen Löschfahrzeug, genügend Einsatzkräften und einem tollen Zusammenhalt. Nur einen neuen Mannschaftstransporter würden sie noch gebrauchen.

Mike Bieber, ein gleichaltriger Kamerad aus der Gaterslebener Ortswehr, kam dagegen als Quereinsteiger zur Truppe, als er nach einem neuen Sinn in seinem Leben suchte. „Mit 43 habe ich den Grundlehrgang gemacht und es noch keinen Tag bereut“, sagt der 49-Jährige, der auch der Vorsitzende des Gaterslebener Feuerwehr-Fördervereins ist. Er ist Feuerwehrmann mit Leib und Seele. An seinem Ehrenamt liebt Bieber das Unvorhergesehene. „Wenn die Sirene geht“, gesteht er, „ist das ein richtiger Adrenalinschub.“