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Vortrag in der Lutherstadt Ein Paar begibt sich zu Fuß nach Jerusalem: Was es erlebt hat

4.500 Kilometer, elf Länder: Maria und Peter Elstner sind aus der Schweiz nach Israel gepilgert. Jetzt kommt das Paar für einen Vortrag nach Wittenberg.

Von Corinna Nitz 08.05.2024, 11:00
Endlich am Ziel: Im Januar 2020 kamen Maria und Peter Elstner nach einer Pilgerreise in Jerusalem an. Hier sind sie vor der Klagemauer zu sehen.
Endlich am Ziel: Im Januar 2020 kamen Maria und Peter Elstner nach einer Pilgerreise in Jerusalem an. Hier sind sie vor der Klagemauer zu sehen. (Foto: Elstner)

Wittenberg/MZ. - Bei dem Kinderspiel „Reise nach Jerusalem“ kommt es aufs Tempo an: Zügiges Laufen und Reagieren erhöht die Chance, am Ende auf den letzten verbliebenen Stuhl zu gelangen und das Spiel zu gewinnen. Als Maria und Peter Elstner ihre Jerusalem-Reise planten, ging es nicht um Geschwindigkeit. Das Paar aus der Nähe von Bern hat sich zu Fuß aufgemacht. Jetzt lädt der christliche Verein „Licht an! Konzerte“ in Wittenberg zu einem Vortrag mit Elstners ein, in dem es um Erlebnisse und Erfahrungen dieser Reise geht. Beginn in der Hoffnungskirche am 12. Mai ist um 18 Uhr.

Wege suchen

Also der Weg. Etwa 4.500 Kilometer in elf Ländern hat das Paar, das familiäre Beziehungen in die Lutherstadt hat, ab dem 2. Juli 2019 unter die Füße genommen. Wobei, wie Elstner erzählt, seine Frau auch mal öffentliche Verkehrsmittel genutzt hat. Und im Fall von Syrien haben sie aus Sicherheitsgründen das Flugzeug gewählt, das sie nach Jordanien brachte. Peter Elstners längste Tagesetappe, die er zu Fuß zurückgelegt hat, betrug 48 Kilometer. Generell hätten die täglichen Entfernungen variiert, es gab logistische Fragestellungen ebenso wie beispielsweise das Diktat der Zeit: Im Dezember und Januar ist es nun mal nicht sehr lang hell und im Dunkeln dürfte das Gehen, noch dazu in der Fremde, nicht unbedingt die erste Wahl sein. Überhaupt: Wie bereitet man sich vor auf so ein Abenteuer, das kräftezehrend ist – körperlich und bisweilen sicher auch mental? Dass ein guter Fitnesszustand wichtig ist, liegt auf der Hand. Und ganz unerfahren war Elstner auch nicht, immerhin ist der heute 37-Jährige zu seinem 30. Geburtstag erstmals den klassischen Jakobsweg gelaufen. Und irgendwo dort hat er einen Wegweiser nach Jerusalem gesehen, der Rest ist Geschichte.

Apropos Jakobswege: „Wer selbst einmal dort gepilgert ist, hat lebhafte Erinnerungen an überfüllte Pilgerherbergen, gelbe Pfeile oder Muscheln als Wegweiser und Orientierungshilfe. Pilgerführer erklären genau, was einen erwartet und vor allem wo“, schreibt Elstner, der für die 2019 begonnene Reise auch Kontakt zum Verein „Jerusalemweg“ aufgenommen hatte. Unterwegs dorthin, also nach Jerusalem, haben sie dann „gelernt, dass Pilgern nicht bedeutet, vorgezeichnete Wege zu gehen, sondern Wege zu suchen, um ans Ziel zu kommen“. Konnten sie in der Schweiz und in Österreich noch auf die Infrastruktur der Jakobswege zurückgreifen, sei dies spätestens ab Ungarn nicht mehr möglich gewesen: „Und auch wenn uns das GPS auf unserem Smartphone einen Weg vorschlug, mussten wir immer wieder abweichen. So gleicht das Leben auf dem Jerusalemweg einer täglichen Suche nach Wegen, Essen und einem Schlafplatz. Man weiß nie genau, wo man abends sein wird.“ Eine Herausforderung war diese Art des Unterwegsseins wohl auch für die Reisenden als Paar. Oder wie Elstner es formuliert: „Da man sich auf einer gemeinsamen Pilgerreise nicht wirklich aus dem Weg gehen kann, wenn man gemeinsam ans Ziel kommen will, mussten wir auch hier nach Wegen suchen.“

Vom Ölberg zur Innenstadt

Dass auch Gottvertrauen dazu gehört, um sich in ein solches Wagnis zu begeben, liegt also auf der Hand. „Es wächst mit jedem Land, in das du kommst“, sagt Peter Elstner, der als Lehrer arbeitet und mit seiner Frau auch die Erfahrung gemacht hat, dass sich Möglichkeiten finden, wenn etwas gebraucht wird. Die Rede ist im Übrigen von großer Gastfreundschaft, die ihnen begegnete und davon, dass „Liebe überall ist, auch wenn sie in jedem Land eine ganz andere Form annimmt“. Und wie war es nun in Jerusalem? Elstner erzählt, dass er vom Ölberg aus Richtung Innenstadt gelaufen ist und dann zur Grabeskirche. Die war sein Ziel. Wie sie beide nach Jerusalem gekommen sind, auch darum wird es in dem Vortrag am Sonntag gehen.

Spenden fürs Hospiz

Unter dem Motto „Über Grenzen hinweg“ kündigt Jörg Schütze vom Verein „Licht an! Konzerte“ den Vortrag mit Maria und Peter Elstner an. Beginn am 12. Mai in der Hoffnungskirche ist 18 Uhr. Es wird kein Eintritt erhoben, dafür werden Spenden für das Katharina-von-Bora-Hospiz gesammelt. Jeder Euro fließt ans Hospiz, heißt es in einer Mitteilung von Schütze, der betont, von Elstners Projekt begeistert zu sein. Mit seiner Frau, die mit Elstner verwandt ist, hat er den Pilgern mal Geld für neue Schuhe geschickt – mit der Bitte um den Vortrag, wenn sie zurück sind. Nun ist es soweit. Über einen Link bei www.hoffnungskirche-wittenberg.de soll der Vortrag auch online zu erleben sein.