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Wasserversorgung in Sachsen-Anhalt Havarie in Wittenberg: Anwohner sollen Trinkwasser abkochen

Aufgrund einer Havarie kommt es rund um Wittenberg aktuell zu Problemen bei der Wasserversorgung. Anwohner sind aufgefordert, Trinkwasser abzukochen und sparsam damit umzugehen.

Aktualisiert: 28.03.2024, 18:29
Nach einer Havarie nahe Möllensdorf wird eine Not-Wasserleitung mit 150 Millimetern Durchmesser verlegt, um die Versorgung Wittenbergs zu sichern.
Nach einer Havarie nahe Möllensdorf wird eine Not-Wasserleitung mit 150 Millimetern Durchmesser verlegt, um die Versorgung Wittenbergs zu sichern. (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg/MZ. - In Wittenberg ist die Trinkwasserversorgung gestört. Wasser kann zeitweise ganz ausbleiben. Später, wenn es wieder fließt, muss es zwingend abgekocht werden. Dringend aufgerufen werden die Bürger, sparsam mit Wasser umzugehen. Industriebetriebe sind zudem von der Trinkwasserzufuhr getrennt worden, damit nicht so viel Wasser verbraucht wird.

Grund der gestörten Versorgung in Wittenberg und in Ortschaften der Stadt sind Bauarbeiten an einer Brücke in Möllensdorf. Die Trinkwasserhauptleitung in Richtung Wittenberg wurde bereits am Montag durch das Setzen einer Spundwand beschädigt, sagte am Donnerstagnachmittag bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz der Geschäftsführer der Trinkwasserversorgung Magdeburg, Alexander Ruhland.

Havarie in Wittenberg: Der Schaden kann nicht so schnell behoben werden

Die Probleme sind offenbar größer als anfangs gedacht. Ruhland spricht von einem erheblichen Schaden, der so schnell nicht zu reparieren sei. Zeitweise seien an der Stelle der Beschädigung 500 Kubikmeter Wasser pro Stunde weggeflossen. So lange die Spundwand noch im Rohr steckte, konnte eine Teilversorgung aufrecht erhalten werden. Später musste die Leitung geschlossen werden.

Um die Versorgung aufrecht zu erhalten, ist am Donnerstag fieberhaft an einem Provisorium gearbeitet worden. „Als Notmaßnahme wurde die freiwillige Feuerwehr aus dem benachbarten Brandenburg alarmiert, die eine Not-Wasserleitung mit 150 Millimeter Durchmesser verlegt“, informiert der Landkreis.

Druckschwankungen können nicht ausgeschlossen werden

„Wir können leider aktuell nicht ausschließen, dass es im Laufe des Tages zu Druckschwankungen bis hin zu einer vorübergehenden Unterbrechung der Versorgung mit Trinkwasser kommen kann. Dem Entgegenzuwirken rufen wir ab sofort alle Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen in unserem Netzgebiet zum äußerst sparsamen Umgang mit Trinkwasser auf“, wird Thomas Grabe, Technischer Leiter der Stadtwerke Lutherstadt Wittenberg, zitiert. Man sei in enger Abstimmung mit der Stadt Wittenberg und dem Landkreis Wittenberg zum aktuellen Stand und der weiteren Vorgehensweise, hieß es weiter.

Auch der Versorger aus Magdeburg installiert eine Kunststoffleitung. „Wir legen eine Art Bypass um die Bruchstelle“, erläutert der Landrat. Ist das geschehen, kann wieder Wasser in den Behälter am Gallun fließen. Allerdings wird es nicht so viel wie üblich sein, außerdem könne nicht die gewohnte Hygiene gewährleistet werden.

„Eine Verunreinigung kann nicht ausgeschlossen werden“, teilen die Stadtwerke mit. Aus diesem Grund verhängte der Landkreis in Abstimmung mit Gesundheitsamt und Stadtwerken am Nachmittag ein „unverzügliches Abkochgebot“. Das gelte bis zur Entwarnung. Dass die Entwarnung erst nach Ostern gegeben wird, ist ziemlich wahrscheinlich, hieß es am Donnerstag. Tylsch: „Die Warnung wird wohl über die Feiertage bestehen bleiben.“

Nahe Möllensdorf ist beim Setzen von Spundwänden die Hauptwasserleitung Richtung Wittenberg zerstört worden.
Nahe Möllensdorf ist beim Setzen von Spundwänden die Hauptwasserleitung Richtung Wittenberg zerstört worden.
(Foto: Th. Klitzsch)

Auch die Bitte, sparsam mit Wasser umzugehen, bleibt vorerst aktuell. Wann die Wasserleitung repariert sein wird, lasse sich gegenwärtig nicht genau sagen. Die Reparatur sei herausfordernd und schwierig, erklärte Thomas Grabe, technischer Leiter der Stadtwerke. Im Übrigen werde im Unternehmen seit Mittwoch nach dem „Notfallplan Trinkwasser“ verfahren. Der Landkreis hat am Donnerstag die Bevölkerung über die Presse und via Warn-App Mowas, die alle gängigen Warn-Apps erreiche, informiert über die Situation, über die Notwendigkeit, Wasser zu sparen und über das Abkochgebot. Pflegeheime, ambulante Pflegedienste und Krankenhäuser seien separat unterrichtet worden.

Einsatz von Trinkwassertankern könnte nötig werden

Dass zwecks Notversorgung Trinkwassertanker zum Einsatz kommen können, sagte Tylsch ebenfalls. Ein Puffer von 13 Kubikmeter Trinkwasser stehe zur Verfügung. Zudem kümmern sich laut Landrat der Fachdienst Brand- und Katastrophenschutz sowie der Rettungsdienst der Kreisverwaltung darum, dass der Brandschutz sichergestellt ist.

Im Folgenden gibt es Tipps, um mit der Situation umzugehen. Nur abgekochtes Wasser sollte verwendet werden: zur Zubereitung von Nahrung, Essen und Getränken, insbesondere für Säuglinge, Kleinkinder, Alte und Kranke. Zum Abwaschen von Salaten, Gemüse und Obst. Zum Herstellen von Eiswürfeln zur Kühlung von Getränken, zum Zähneputzen, für medizinische Zwecke, zur Versorgung von Haustieren und Vieh.

Das Wasser muss sprudelnd bei 100 Grad Celsius kochen, eine Mindestkochdauer gibt es nicht. Sollte Wasser auf dem Herd abgekocht werden, empfiehlt es sich, es drei bis fünf Minuten sprudeln zu lassen. Für die Toilettenspülung kann Leitungswasser uneingeschränkt verwendet werden.

Das Netzgebiet der Stadtwerke umfasst die Trinkwasserversorgung im Stadtgebiet von Wittenberg sowie den Ortschaften Griebo, Apollensdorf, Reinsdorf mit Dobien und Braunsdorf, Nudersdorf, Schmilkendorf, Mochau mit Thießen sowie den Wittenberger Ortsteilen Trajuhn, Labetz und Wiesigk. Wenn die Reparaturen abgeschlossen sind, werde umgehend darüber informiert, heißt es seitens der Stadtwerke Wittenberg. Und weiter: „Die Telefonnummer der Leitwarte sollte bitte nur in dringenden Fällen genutzt werden: 03491 / 47 01 00.“