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Die Kinder in Wittenberg sind begeistert - trotz einer kritischen Studie aus Kanada Steppkes erleben Premiere eines uralten Spiels

Erstmals werden Kreismeisterschaften im Völkerball ausgetragen. Zu den ersten Siegern gehören die Grundschulen Kemberg und „Käthe Kollwitz“ in Wittenberg.

Von Michael Hübner 27.04.2024, 09:00
 Cheforganisator Florian Freihube zeigt den Wanderpokal.
Cheforganisator Florian Freihube zeigt den Wanderpokal. (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg/Mz. - Ausweichen, fangen, werfen – und rausfliegen. So wird Völkerball seit dem 18. Jahrhundert gespielt. Generationen haben im Sportunterricht die einfachen Regeln erlernt. Jetzt hat es in Wittenberg die ersten Kreismeisterschaften für die Grundschüler gegeben.

Talente geben Vollgas

Cheforganisator Florian Freihube hat „etwas Besonderes“ versprochen, in dem alle Schüler „Vollgas geben“ können. Auch der Kreissportbund (KSB), der für den Transport der Schüler verantwortlich ist, wirbt offensiv für das neue Event. „Das Finale der Hallenkreismeisterschaft der Grundschulen verspricht spannende Spiele und sportlichen Ehrgeiz junger Talente aus der Region“, heißt es in der Presseeinladung vom KSB.

Und in der Endrunde in der Wittenberger Mehrzweckhalle haben die Kids sicht- und hörbaren Spaß. Dabei werden sie beobachtet. Christian Goßmann, Chef der Wittenberger Saints, ist als TTalentscoutunterwegs. „Fangen, Werfen und sich bewegen“ seien auch in seiner Sportart wichtige Element für den Erfolg. Der Mann sucht Verstärkung für seine Flagfootballer. Das ist – etwas salopp formuliert – die etwas sanftere Version vom American Football. Immerhin hat der Verein, der auf dem Sportplatz in Griebo trainiert, schon vier Nationalspielerinnen hervor gebracht. Aber das ist eher eine interessante Randnotiz. Die Kinder sind mit größtem Engagement bei der Sache im Völkerball.

Es geht immerhin um einen attraktiven Wanderpokal. Den erhält bei den ersten und zweiten Klassen die Grundschule Kemberg. Vier Partien werden gewonnen und eine Remis gestaltet. Die Evangelische Grundschule in Wittenberg kann auf die gleiche Bilanz verweisen. Die so genannten kleinen Punkte haben den Ausschlag gegeben. Dritter wird Jessen. In den Klassenstufen drei und vier gewinnt die Wittenberger Grundschule „Käthe Kollwitz“ zumindest auf dem Papier klar. Doch der Eindruck täusche, sagt Freihube. In zwei Partien – gespielt werden zehn Minuten – hat der spätere Cupsieger die Begegnungen noch in den letzten Sekunden gedreht. Zweiter wird die Grundschule Jessen vor Radis.

„Unser Ziel wurde erreicht. Es wurde mit größter Leidenschaft und Fairness gespielt“, zieht Freihube, der sich auch bei den Sponsoren bedankt, eine positive Bilanz der Erstauflage. Er ist überzeugt, dass es bei den Teilnehmerzahlen „noch Luft nach oben“ gebe und kündigt an, dass im nächsten Jahr bei der Fortsetzung in einer größeren Halle gespielt werde.

Die Kreismeisterschaften im Völkerball erlebenin Wittenberg ihre Premiere. Die Schüler haben viel Spaß.
Die Kreismeisterschaften im Völkerball erlebenin Wittenberg ihre Premiere. Die Schüler haben viel Spaß.
Foto: Thomas Klitzsch

Übrigens spricht Freihube bewusst vom Völkerball. Kritiker nennen das eine Kriegsmetapher und halten den Begriff für politisch inkorrekt. Das ist nicht neu. Turnvater Friedrich Ludwig Jahn soll bereits vor 200 Jahren seine Bedenken geäußert haben. Schon in der DDR wird plötzlich vom Zweifelderball gesprochen. „Das Völkerschlachtdenkmal heißt auch nicht Zweifelderdenkmal“, sagt Freihube.

Keine Spur von Mobbing

Für eine heftige Diskussion in den vergangenen zwei Jahren in Deutschland sorgt eine kanadische Studie. Dabei werden schwere Vorwürfe erhoben. Demnach sei Völkerball „legalisiertes Mobbing“. „Das ist alles Quatsch. Vom Gegenteil konnten sich jeder bei uns in der Halle überzeugen. Es wurde sehr fair gespielt“, so der Lehrer, der Rückstärkung vom Magdeburger Bildungsministerium erhält. „Zweifelderball ist vor allem an Grundschulen ausgesprochen beliebt und in sehr vielen Varianten spielbar, auch für nicht ganz so gute Spieler“, betont Pressesprecher Elmer Emig. „Kontroverse Diskussionen darüber sind im Ministerium und im Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung nicht bekannt. Zumal unsere (Sport-)Lehrkräfte sicher in der Lage sind, das Spiel entsprechend pädagogisch-didaktisch einzuordnen“, wird erklärt.