Kommentar zum Abellio-Verkauf Wettbewerb im Zugverkehr muss den Fahrgästen dienen
Zugbetreiber liefern sich einen absurden Unterbietungswettbewerb. Auch damit lässt sich erklären, dass Abellio in die Insolvenz rutschte und nun verkauft wird.
Halle/MZ - Regionalzüge werden immer komfortabler, der Service an Bord besser – es ist die Folge des von der EU gewollten Wettbewerbs: Die Länder schreiben Strecken zum Betrieb aus, Bahnunternehmen müssen sich darum bewerben. Die Fahrgäste sollen davon profitieren. Doch nun droht der Wettbewerb ausgebremst zu werden. Immer höhere Kosten für Personal und Energie, immer mehr Baustellen, die den Betrieb erschweren und verteuern, Vorgaben zur Ausstattung der Züge bis zur letzten Schraube auf der Toilette – all das lässt den Zugbetreibern immer weniger Luft zum Atmen.
Die Verträge bilden solche Kostensteigerungen kaum ab. Die Folge ist ein absurder Unterbietungswettbewerb – am Ende lässt sich auch damit erklären, dass Abellio vor drei Jahren in die Insolvenz rutschte und das Rest-Unternehmen nun verkauft wird.
Es ist höchste Zeit für Reformen. Die jüngste Ankündigung aus Sachsen-Anhalt, bei Vertragsstrafen infolge baubedingter Verspätungen Kulanz walten zu lassen, geht in die richtige Richtung. Ebenso die Regelung, nicht mehr nur auf den günstigsten Preis zu setzen, sondern Bewerbern Spielraum für Zusatzleistungen zu lassen, etwa im Service. So will das Land es bei der gerade erfolgten Ausschreibung von Strecken rund um Magdeburg halten. Damit könnte aus dem Unterbietungs- wieder ein echter Wettbewerb um das beste Angebot für die Fahrgäste werden.